Der Kiesabbau in der Region Bodensee-Oberschwaben konzentriert sich im Wesentlichen auf zwei Regionen. Eine davon liegt im Landkreis Sigmaringen. Göggingen wird als "Hotspot" bezeichnet.
Es wird von einer "Überprägung" unserer Ortschaft durch den Kiesabbau gesprochen.
Seit bereits 60 Jahren ist Göggingen direkt in starkem Maße vom Kiesabbau betroffen. Allein in den 3 Kiesgruben Valet & Ott, Baresel und Nordmoräne, die alle im Abstand zwischen 200 m und 1,5 km zum Ortsrand liegen, wurden bisher bereits 143 ha Kies ausgebeutet.
In einem Raumordnungsverfahren haben vor annähernd 15 Jahren die 4 Kiesfirmen Baresel, Nordmoräne, Valet & Ott und Baur (Baur baute bisher in Göggingen nicht ab) den Antrag auf über 100 ha weitere Kiesabbauflächen gestellt. Nun wurden weitere 134 ha (einschließlich Vorranggebiete) zum Abbau genehmigt. Dies sind in der Summe 277 ha, was 395 Fußballfeldern entspricht. Trotz der weitreichenden Belastungen aus dem Kiesabbau, erhält die Gemeinde Krauchenwies aus dem Kiesgeschäft nur einen unbedeutenden Anteil der Gewerbesteuer.
Gegen die Erweiterungen der Abbaugenehmigungen in zwei Abbaugebieten, die in Waldgebieten liegen, hatten die Bürger von Göggingen, vertreten durch den Verein, nichts einzuwenden, vorausgesetzt, dass der Transport über eine Abfuhrtrasse geregelt wurde.
Den Abbau im Offenland an der südlichen Ortsgrenze wollten die Gemeinde und der Verein jedoch verhindern.
Wir Gögginger sind grundsätzlich nicht gegen Kiesabbau. Auch unsere Region benötigt weiterhin Kies.
Seit fast 15 Jahren kämpfen wir jedoch gegen einen übermäßigen Kiesabbau in Göggingen, insbesondere gegen den Abbau in unserem Offenland. Von Beginn an haben wir argumentiert und gefordert. Wir haben keinen Termin, keine Besprechung ausgelassen und, wo es möglich war, unsere Stellungnahmen eingereicht.
Von den rund 800 Einwohnern in Göggingen haben über 500 Personen im Alter ab 15 Jahren mit ihren Unterschriften gegen den Kiesabbau im Offenland gestimmt. Im Jahr 2014 hat der Planungsausschuss des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben den Abbau im Offenland abgelehnt. Der Gemeinderat wie auch alle Ortschaftsräte der Ortsteile haben ebenfalls einstimmig gegen den Kiesabbau im Offenland gestimmt und beschlossen, die im Abbaugebiet liegenden, gemeindeeigenen Feldwege nicht zu verkaufen.
Keiner dieser vielen Einwände, Hinweise und Stellungnahmen wurden im Genehmigungsverfahren berücksichtigt.
Für die Gögginger Bevölkerung ist der übermäßige Kiesabbau verbunden mit einem hohen Verkehrsaufkommen an zusätzlichem Kies-LKW- Verkehr.
Auch sind die Staub- und Lärmbelastungen durch den Abbau nicht zu unterschätzen.
Für uns Gögginger bedeutet der Kiesabbau der Verlust eines unserer wichtigen ortsnahen Naherholungsgebiete und vor allem der Verlust von 277 ha Wald und wertvollem Ackerboden.
Neben dem Kiesabbau trägt Göggingen weitere Belastungen. Die B 311 als West-Ost-Achse zwischen Ulm und Freiburg führt mit ca. 18.000 Fahrzeugen pro Tag und mit ihrem enormen Schwerlastverkehr mitten durch unser Dorf. Eltern haben Angst um ihre Kinder, wenn diese auf dem Weg zum Kindergarten oder zur Bushaltestelle die Straße passieren müssen, weil die 40-Tonner teilweise zu schnell fahren. Durch die Ansiedlung von Amazon in Meßkirch mit ca. 600 Fahrzeugen täglich ist das Verkehrsaufkommen auf der B 311 in erheblichen Maß weiter gestiegen. Das Innenministerium schätzte den Zuwachs des Transitverkehrs auf der B 311 vom Jahr 2009 bis 2025 auf über 50%. Hinzu kommt, dass das Motocrossgelände am Ortsrand 100 Stunden pro Jahr befahren wird.
Bei der Eröffnung des Raumordnungsverfahrens 2014 wurde festgestellt, dass die von den 3 Kiesfirmen beantragten Kiesflächen die im Regionalplan ausgewiesenen Flächen übersteigen.
Aus diesem Grund machte der Planungsausschuss des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben am 26.10.2014 eine Vorort-Begehung der Gögginger Kiesgruben. In einer öffentlichen Sitzung lehnte das Gremium den Abbau im Offenland südlich von Göggingen in einer offenen Abstimmung mit einer Enthaltung (des Vorsitzenden) ab.
Mit Verwunderung nehmen wir das beharrliche Schweigen der verantwortlichen Politiker bezüglich des Kiesexports nach Vorarlberg und in die Schweiz wahr. Davon kommt ein Teil auch aus den Gögginger Kiesgruben. Das ist für Kiesunternehmen ein Millionengeschäft.
Der Fachverband der Schweizer Kies- und Betonindustrie (fskb.ch) erklärt mit Stolz die Schweiz zu den kiesreichsten Ländern der Welt.
Wir dulden nun schon 60 Jahre diese Ausbeutung und setzten uns jedoch mit Nachdruck für einen nachhaltigen und verantwortungsbewussten Umgang mit wertvollen Ressourcen auch für unsere kommenden Generationen ein.
Damit der wertvolle Rohstoff Kies für unsere Region noch möglichst lange zur Verfügung steht, sehen wir es an der Zeit, Gesetze so zu ändern, dass
Trotz aller Bemühungen, den Kiesabbau im Offenland zu verhindern, hat das Landratsamt Sigmaringen am 10.09.20 die Genehmigung zum weiteren Abbau von rund 90 ha in den 3 Gruben direkt um Göggingen erteilt. Weitere 43 ha sind im neuen Regionalplan als Vorranggebiet zur Sicherung ausgewiesen.
Aufgrund vieler Unverbindlichkeiten und unserer Zweifel an der Rechtsgültigkeit haben wir als Verein (neben Privatpersonen) Widerspruch gegen die Genehmigung zum Kiesabbau fristgerecht eingereicht.
Hier die einzelnen Punkte, die wir bemängeln:
Widerspruch gegen Entscheidung, 20.10.2020
Keiner unserer vielen Einwände, Hinweise und Stellungnahmen fanden erfolgreich Eingang in den Prozess des Genehmigungsverfahrens. Anstatt verpflichtender Vorgaben, die eingehalten werden müssen, wird zumeist nur noch von „sollen, sollte, wenn möglich“ etc. gesprochen.
Die Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen jedoch, dass die Kiesfirmen das zu ihren Gunsten auslegen und sich auf diese Unbestimmtheiten berufen. Die Genehmigung durch das Landratsamt Sigmaringen wurde dennoch erteilt, was für uns nicht nachvollziehbar ist. Dabei wurden u.E. Vorgaben aus der raumordnerischen Beurteilung und Bedenken des Planungsausschusses des Regionalverbandes außer Acht gelassen.
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